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Erste Betriebsversammlung in Braunschweig nach langer Corona-Pause

Betriebsratsvorsitzende Nowak fordert besseres Krisenmanagement in der Halbleiterkrise

Nach 22 Monaten Corona-bedingter Auszeit fand wieder eine Betriebsversammlung für den Standort Braunschweig statt.

 

Mehr als 2.000 Kolleginnen und Kollegen ließen sich durch die unverzichtbaren Infektionsschutzmaßnahmen und das kühle Herbstwetter nicht abhalten und kamen in das benachbarte Eintracht-Stadion. Der große Zuspruch in der Belegschaft und die hohe Aufmerksamkeit zeigen, dass es

wieder notwendig ist, Kolleg:innen aus erster Hand über die Situation bei Volkswagen und im Werk Braunschweig zu informieren. Der außergewöhnliche Veranstaltungsort trug ebenfalls zur großen Resonanz bei.

 

Die Vorsitzende des Betriebsrates, Daniela Nowak, dankte allen für die hohe Disziplin in der Pandemie, die für vergleichsweise niedrige Infektionszahlen gesorgt hat. Ausführlich ging Nowak auf die Versorgungsschwierigkeiten bei Halbleitern und deren Auswirkungen in

den Werken ein. Sie forderte ein besseres Krisenmanagement, dass den Beschäftigten mehr Sicherheit und in den Werken für mehr Planungssicherheit sorgt. „Wir haben es nicht mehr mit einem vorübergehenden Mangel an Teilen zu tun, sondern mit einer handfesten Versorgungslücke. Wir verlangen mehr Planungssicherheit. Wir fordern eine längerfristige Perspektive für die Lösung der Krise“, sagte Nowak. Vor dem Hintergrund der Medienberichte über angebliche Vorstandspläne zum Abbau von Leiharbeitnehmer: innen verwies Nowak darauf, dass

diese Beschäftigte für die laufende Produktion unverzichtbar seien. Der Betriebsrat werde für den Erhalt dieses Teil von Beschäftigung genauso wie für alle anderen kämpfen.

 

Angesichts der anstehenden Transformation von Teilen der Dämpfer-Fertigung forderte die Betriebsratsvorsitzende auf den Erfahrungen aus dem Auslauf der Kunststoff-Fertigung aufzubauen. Das heiße konkret frühzeitige Information und Beteiligung der Betroffenen. „Da wo es notwendig ist, muss es frühzeitig und vorausschauend Qualifizierungsangebote geben. Das ist enorm wichtig“ betonte Nowak.

 

Anschließend ging der Werkleiter, Martin Schmuck, auf die Situation des Werkes ein.

 

Der Vertrauenskörperleiter der IG Metall, Mark Seeger unterstrich, dass die Gewerkschaft auch in der anhaltenden Pandemie handlungs- und durchsetzungsfähig geblieben ist. Er versprach, sich auch zukünftig für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen einzusetzen. „Dazu gehört auch der Kampf um Standort- und Beschäftigungssicherung. Dabei können wir auf über 30 Jahre Beschäftigungssicherung zurückblicken“, hob der Gewerkschafter hervor. Es gäbe klare Spielregeln und gültige Tarifverträge, die einzuhalten sind und ausreichend Spielräume bieten, um sicher auch durch schwieriges Fahrwasser zu kommen, so Seeger weiter.

 

An der freien Aussprache beteiligten sich fünf Kolleginnen und Kollegen. Sie nahmen unter anderem zur Praxis von Kurzarbeit im Betrieb Stellung, kritisierten einen nicht hinreichenden Umgang mit Gefährdungen am Arbeitsplatz durch Arbeitsstoffe und warben für einen sorgfältigeren Umgang mit instandgesetzten Flurförderfahrzeugen.

 

Die Betriebsversammlung, in der auf viele übliche Bestandteile verzichtet werden musste, endete nach knapp zwei Stunden.