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Gemeinsamer Brief des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch, Vorstandsvorsitzenden Dr. Herbert Diess und Konzernbetriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh


 

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

 

wir alle haben in den vergangenen Tagen, mittlerweile bereits Wochen, massive Einschränkungen und Auswirkungen durch die Corona-Krise erfahren. Noch vor kurzer Zeit völlig normale Dinge des täglichen Lebens sind jetzt nicht mehr möglich. Unsere Geschäftstätigkeit bei Volkswagen ist, so wie weite Teile der übrigen Wirtschaft, größtenteils zum Erliegen gekommen. Unsere Montagelinien und Logistikketten ruhen weitgehend, unsere Handelspartner mussten schließen. Das öffentliche Leben steht praktisch still. Private Kontakte sind auf ein Mindestmaß beschränkt, wir können unsere Freunde und Bekannte nicht wie gewohnt sehen, dürfen nicht mehr zum Fußball, in die Vereine oder zu Konzerten, Familienfeiern sind abgesagt. Und wir alle fragen uns: Wie lange muss das noch so weitergehen – und wie lange kann das noch so weitergehen?

 

 

In dieser schwierigen Zeit haben wir ein wirklich beindruckendes Maß an Zusammenhalt und Solidarität bewiesen und erfahren. Wir möchten hier allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür danken. Vor allem denen, die dafür sorgen, dass elementare Prozesse weiterlaufen. Und ganz besonders denjenigen, die – weil nicht anders möglich – in unseren Werken und Büros die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes sicherstellen.

 

 

Außerdem haben unsere Marken und Gesellschaften bereits eine ganze Reihe an Initiativen gestartet, die an vielen Orten konkret helfen und unterstützen. Und wir merken in diesen Zeiten auch ganz besonders, wie sehr wir als Industrie von der Arbeitsleistung anderer abhängen – von der Erzieherin über die Beschäftigten im Supermarkt bis zum Krankenpfleger, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

 

Aufsichtsrat, Vorstand und Betriebsrat haben hier ein klares, gemeinsames Verständnis: Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat für uns höchste Priorität. Und wir teilen die Sorge jedes einzelnen, sich am Arbeitsplatz anstecken zu können.

 

Daher laufen derzeit intensive und umfangreiche Vorbereitungen, wie unter den vorherrschenden und uns sicher noch länger erhalten bleibenden Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen der Schutz gegen das Corona-Virus am Arbeitsplatz gewährleistet werden kann. Dazu werden wir eine ganze Reihe an Schutzmaßnahmen ergreifen und umsetzen: So werden wir beispielsweise Schutzmasken an alle Kolleginnen und Kollegen ausgeben, Desinfektionsmittel in den Arbeitsbereichen zur Verfügung stellen und die Reinigungsintervalle der sanitären Anlagen intensivieren.

 

 

Vor uns als Volkswagen-Familie liegen in den kommenden Wochen und Monaten enorme Aufgaben. Vor allem gilt es, eine Balance herzustellen zwischen den Gesundheitsinteressen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den wirtschaftlichen Interessen als Grundlage und Voraussetzung für sichere Arbeitsplätze. Um das auch hier noch einmal klar zu sagen: Bei Volkswagen sind Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung Unternehmensziele gleichen Ranges.

 

 

In Zeiten der Corona-Krise bedeutet dieses Grundelement unserer Volkswagen-Kultur auch: Wir werden die Gesundheit unserer Belegschaft wirtschaftlichen Zielen nicht unterordnen. Gleichzeitig muss uns aber auch allen klar sein: Selbst für das finanziell starke Unternehmen Volkswagen stellt die derzeitige Ausnahmesituation eine akute wirtschaftliche Gefahr dar. Einen monatelangen Stillstand kann die Wirtschaft, können auch wir als leistungsfähiges, großes Unternehmen nicht verkraften. Diesem Risiko müssen wir jetzt mit ganzer Tatkraft und vollstem Einsatz begegnen.

 

 

Denn an jedem Tag, an dem wir keine Fahrzeuge produzieren und verkaufen können, verschlechtern sich die Aussichten für unser Unternehmen einschneidend: Im vergangenen Jahr hat der Volkswagen-Konzern rein rechnerisch jeden Tag mehr als 50 Millionen Euro Gewinn erzielt. Geld, das wir dringend brauchen, um in die Zukunft des Unternehmens, in neue Technologien und Produkte zu investieren. Jeder kann die Dimension der aktuellen Lage also leicht überschlagen. Und klar ist auch: Es wird schwer sein und lange dauern, diese Verluste aufzuholen, viel länger als die Corona Krise selbst dauern wird. Und mit jedem weiteren Krisentag wird es schwieriger.

 

So dürfen und können beispielsweise Logistikketten nicht ohne weiteres längere Zeit unterbrochen werden. Hier müssen wir zusammen mit unseren vielen tausenden Zulieferern weltweit gemeinsam dafür sorgen, dass wir schnellstmöglich die problemlose Teileversorgung sicherstellen. Dies ist für uns und unsere Partnerunternehmen fundamental wichtig. Eines der zentralen, wenn auch nicht das einzige Thema, was in diesen Tagen gestemmt werden muss. Auch die Partner im Handel sind darauf angewiesen, den Betrieb schnell wieder aufzunehmen. In der Zwischenzeit unterstützen wir sie nach Möglichkeiten.

 

 

Die Folgen einer länger andauernden Corona-Krise wären dramatisch. So hat das Münchener ifo-Institut jüngst errechnet, dass die gesamtdeutschen Kosten für die Dauer eines längerfristigen Shutdowns eine Gefährdung unser wirtschaftlichen Grundlagen nach sich ziehen würde. Angesichts dessen ist es besonders dringlich, Strategien zu entwickeln, um die Wiederaufnahme der Wirtschaftstätigkeit mit dem Eindämmen der Corona-Epidemie vereinbar zu machen, so die Wirtschaftsforscher. Ein zentrales Thema ist dies auch für die Politik, die in Bund, Land und Kommunen daran arbeitet, unter welchen Voraussetzungen die schrittweise Wiederaufnahme des Wirtschaftslebens gelingen kann.

 

 

Volkswagen ist in diese Diskussionen eng eingebunden. Wir werden Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, über den Zeitplan des Wiederanlaufens an den einzelnen Standorten ebenso auf dem Laufenden halten wie über die damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen. Eine offene und transparente Kommunikation sind uns wichtig.

 

 

Fest steht schon heute: Das Robert-Koch-Institut hat die COVID-19-Risikogruppen klar definiert. Und wir bei Volkswagen haben diese Vorgaben früh in unseren eigenen Regeln adaptiert. Auch wenn wir wieder anfahren, gilt: Niemand aus der Risikogruppe in unserer Belegschaft muss sich einer unzumutbaren Gefahr aussetzen. Denn wie eingangs schon gesagt: Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat für uns höchste Priorität.

 

 

Wir können dabei übrigens auf die guten Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen in China zurückgreifen. Die dortigen Erfahrungen mit umfangreichen Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten zeigen, dass uns das gut gelingen kann und wird. Denn, um es nochmals klar zu sagen: Wir werden alles Erdenkliche an den Standorten für den Schutz der Mitarbeiter unternehmen. Und gleichzeitig müssen wir nach vorne schauen und schrittweise unsere Arbeit wieder aufnehmen. Auch damit leisten wir als eines der größten Industrieunternehmen unseren notwendigen Beitrag, die Corona-Pandemie und ihre Folgen erfolgreich zu bekämpfen.

 

 

Passen Sie gut auf sich und Ihre Mitmenschen auf.

 

 

 

Hans Dieter Pötsch           Dr. Herbert Diess              Bernd Osterloh


Quelle: Volkswagen-net.de