Tarifrunde 2018 - IG Metall ruft zu ganztägigen Warnstreiks auf

[Quelle: YouTube / IG Metall] - IG Metall ruft zu ganztägigen Warnstreiks auf -

Die fünfte Tarifverhandlung in Baden-Württemberg endete am Samstagvormittag ergebnislos. Die Arbeitgeber waren nicht kompromissbereit: Sie boten lediglich knapp 3 Prozent mehr Lohn, trotz der sehr guten wirtschaftlichen Lage. Die IG Metall ruft nun zu ganztägigen Warnstreiks auf.

 

Die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg endeten am Samstagvormittag nach 16 Stunden ohne Ergebnis. "Wir sind mit dem festen Willen in diese Verhandlung gegangen, einen tragbaren Kompromiss für beide Seiten zu finden", erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Roman Zitzelsberger. "Die Arbeitgeber sind allerdings auf keinen unserer Lösungsvorschläge eingegangen."



Die Arbeitgeber boten lediglich knapp 3 Prozent mehr Lohn, trotz der sehr guten wirtschaftlichen Lage, und blockierten auch bei der Arbeitszeit Lösungen. Dabei hatte die IG Metall den Arbeitgebern Spielräume bei der Anpassung der Arbeitszeit nach oben zugestanden. Knackpunkt der Verhandlungen war zudem der von der IG Metall geforderte Zuschuss zur Reduzierung der Arbeitszeit für Beschäftigte mit Kindern, zu pflegenden Angehörigen und in Schichtarbeit.

 

Arbeitgeber waren auf Eskalation aus

 

Die IG Metall wird nun in allen Tarifgebieten in ganztägige Warnstreiks gehen. Dies hat der Vorstand der IG Metall genehmigt. Zunächst geben die Mitglieder der IG Metall in den aufgerufen Betrieben ihr Votum ab.

 

"Die Arbeitgeber haben es offensichtlich gezielt auf eine Eskalation angelegt und hatten nie die Absicht zur Einigung. Das zeigte sich daran, dass sie sich heute weder beim Geld noch bei der Arbeitszeit ausreichend bewegt haben, um einen Kompromiss möglich zu machen", kritisiert der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann. "Es ist unverantwortlich, die überfällige Modernisierung der Arbeitswelt zu blockieren und den Beschäftigten einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg zu verweigern. Das werden sich die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie nicht gefallen lassen. Jetzt gilt: Wer sich nicht bewegt, der muss geschoben werden."

 

(Quelle: IG Metall - Presseinformation Tarifrunde 2018 // Artikel-Vorschau- Foto: dpa)


Tariferfolge von 1956 - 2017

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Wir machen Druck

metallzeitung Nr. 01 / Januar 2018

Keine Annäherung bei den Tarifverhandlungen: Die Arbeitgeber lehnen die Forderungen der IG Metall strikt ab. Stattdessen wollen sie die Arbeitszeiten verlängern. Eine Provokation, findet die IG Metall. Jetzt gilt es, den Druck zu erhöhen. Außerdem in der neuen Ausgabe: Warum Warnstreiks?, Tipps zum Ausbildungsende und Freikarten für die METAV 2018. 

 

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Arbeitgeber zeigten keinen Willen zur Einigung

Jörg Hofmann im Interview

Foto: IG Metall
Foto: IG Metall

Die IG Metall hat am Wochenende die 5. Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern abgebrochen. Im Interview erklärt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, wie die Arbeitgeber sich querstellten, wie es für uns jetzt weitergeht und warum er den "juristischen Firlefanz" als Angriff auf das Streikrecht wertet.

 

Warum hat die IG Metall die Verhandlungen mit den Arbeitgebern in der 5. Runde nach 16 Stunden abgebrochen?

Jörg Hofmann: Es wurde deutlich, dass es auf Seiten der Arbeitgeber keinen Willen zur Einigung gibt. Ich bin in hohem Maße enttäuscht über das Gebaren der Arbeitgeber am Verhandlungstisch. Die Gegenseite hat unsere Lösungsvorschläge einfach vom Tisch gewischt und uns mit ihrer fehlenden Kompromissbereitschaft deutlich überfordert.

 

Was waren die Knackpunkte?

Wir sind mit einer tragfähigen Struktur in die Verhandlungen gegangen. Die von uns gebaute Brücke trug nicht, weil weder im Volumen noch bei der Arbeitszeit eine Lösung sichtbar wurde. Das materielle Angebot lag mit 3 Prozent aufs Jahr gerechnet weit unter den Möglichkeiten der Branche. Angesichts der zuletzt vorgelegten Bilanzen ist es für uns völlig unverständlich, dass bei den Arbeitgebern der Geiz über die Vernunft siegte. Bei der Arbeitszeit haben die Arbeitgeber ständig nachjustiert. Das zeigt, dass es bei ihnen keinen Willen zur Einigung gab.

 

Wie geht es weiter?

Wir müssen Druck entwickeln, damit sich die Arbeitgeber bewegen und eine Kompromissbereitschaft zeigen, die ein tragbares Ergebnis möglich macht. Deshalb haben wir bundesweit in mehr als 250 Betrieben zu ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Wir wollen zurück an den Verhandlungstisch. Aber das macht nur Sinn, wenn die Arbeitgeber sich deutlich bewegen und ein für uns machbares und zumutbares Angebot machen. Wir sind jetzt in der Gelbphase. Sollten sich die Arbeitgeber nicht bewegen, schalten wir auf die Rotphase und gehen in die Urabstimmung.

 

Wovon hängt es ab, ob die Rotphase kommt?

Davon ob die Gegenseite Einigungswillen zeigt bei allen drei Themen: beim Geld, beim Anspruch auf eine begrenzte Arbeitszeitverkürzung und beim Zuschuss für bestimmte Beschäftigtengruppen.

 

Die Arbeitgeber drohen weiter mit rechtlichen Schritten gegen die Streiks. Wird es eine Fortsetzung vor Gericht geben?

Die Arbeitgeber stellen sich selbst ein Armutszeugnis aus, wenn sie den Konflikt vor Gericht austragen wollen. Es gibt keine Flucht vom Verhandlungstisch. Mit dem Firlefanz von Rechtsgutachten muss jetzt Schluss sein. Diese Drohungen mit der Justiz kann man auch als Angriff auf das Streikrecht werten. Auf jeden Fall werden damit die Anstandsregeln zwischen den Sozialpartnern verletzt.

(Quelle: IG Metall )